Heara 6 - On the Borders (of) the Comment

Oct 23 2003

The Tower of David Fortress

„Anmerkung 6” : Die Gruppe „Sala Manca“ im Migdal David, Jerusalem

Ouzi Tzur
Haaretz
November 07 2003

Während in Tel Aviv zur Zeit die Ausstellungen wie die Pilze nach dem ersten Winterregen aus dem Boden schießen, ist im Jerusalemer David-Turm eine Ausstellung zu sehen, die das großartige Potential der Jerusalemer Kunstszene verdeutlicht: „Anmerkung 6“ und die Zeitschrift „Nebenbemerkung“, die die Ausstellung ergänzt dokumentieren das zweijährige künstlerische Schaffen der unabhängigen Gruppe Sala Manca, die nicht unter kommerzieller Protektion steht. Wie die Initiatoren Diego Rotman und Lea Mauas, bekräftigen, ist der Zweck der „Anmerkungen“ nicht, historische Orte mit zeitgenössischer Kunst zu verschönern, sondern diese Plätze in einem anderen - zeitgemäßen und kritischen - Licht zu zeigen. Als Standorte für ihre eintägigen Events (Ausstellung und Verkauf des Magazins) wählen sie stets die markanten Plätze der Stadt, z.B. das ehemalige Gefängnis im Russian Compound, in „Serjeis Hof“, und dieses Mal den David-Turm an der Altstadtmauer. Der David-Turm versinnbildlicht das Wesen von Jerusalem (und Israel) in der Gegenwart und der Vergangenheit - als letzte Festung in permanenter Belagerung. Aber das Gefühl des Endes wird gerade in diesem Bollwerk fühlbar, mehr als an jedem anderen Ort: das Ende der Hasmonäer, das Ende der Herrschaft von Herodes’, der Römer, der Byzantiner, der Kreuzritter, der Mamelucken, der Ottomanen, der Briten, der Jordanier. Alle haben sie ihre Spuren in den Mauern des Turmes hinterlassen.
Die meisten der 48 Kunstwerke stellen einen Dialog mit der Dauerausstellung des Museums her (die für sich genommen bereits reich an Schätzen ist). Die Ausstellung zeigt Alon Cohen-Lifshitz´ „Trojanisches Pferd“. Auf einem der topographischen Modelle, das Jerusalem vor seiner Stadtwerdung zeigt, verteilte Alexandra Tisdayal Spielzeugsoldaten. Im Zentrum, dort, wo die Altstadt einmal entstehen sollte, liegen sie gefallen, wie von einem in der Erde verborgenen Magneten angezogen. Jonathan Vinitzki tauschte die Nationalflagge, die Stadtflagge und die Werbefahne des David-Turmes gegen eine weiße Fahne aus, die provokant und stolz im Abendwind weht. Auf der Spitze des Turmes erwartet die Besucher die Performance „Goldbarren“ von Shahar Marco, Karin Even-Haim und Halil Yitzhak – eine Verkettung von Vorgängen, sinnlos und notwendig zugleich. Die poetischste Arbeit ist Idan Efrats Videoinstallation: Purcells Klagelied aus „Dido and Aeneas“ steigt aus den tiefsten Schichten der Ausgrabungen auf, die runden Wurfgeschosse erstrahlen in unheimlichem Licht, in dem Gestalten mit kränklich weißer Haut aufblitzen und dem Besucher zurufen, der von der Brücke auf sie herunterblickt und nicht helfen konnte, wie Menschen, die zu ewigen Qualen in der Hölle verurteilt sind.

constructing the margins
November 15 2003. (Hebrew)

The Last Fortress
November 07 2003. (Hebrew)

Evento artistico del grupo Sala-Manca en el Museo Migdal David de Jerusalem
October 23 2003. (Spanish)